„Ein Gipfel reicht mir nicht!“ – „Der Breitenstein ist nicht nur breit sondern auch hoch!„- „Puh, da geht’s aber ganz schö rauf“ – „Zwei Gipfel ihn zu knechten“ – Es gäbe so viele Titel, aber ich fange einfach mal von Vorne an.
Donnerstag 04.06.2015 – Feiertag – Ausschlafen? Nein, danke.
Man liebäugelte ja bereits damit zeitnah eine Bergwanderung auf eigene Faust zu unternehmen und hatte sich zu diesem Zweck auch schon mal schlau gemacht welche Ziele es so geben könnte. Etwas nicht allzu weit entfernt von München sollte es sein.
Und so kam es wie es kommen musste. Als ich heute morgen voller Elan aus dem Bett heraus explodiert bin stand der Entschluss auch schon fest – „Aufe, aufe muas i aufn Berg“ -Der Breitenstein war als Ziel auserkoren.
Soweit so gut. Der Rucksack war gleich gepackt, die Schuhe waren geschnürt – ab auf die Autobahn. Dank der frühen Uhrzeit war der Verkehr „ok“ und man hat ohne größere Zwischenfälle das Örtchen Birkenstein erreicht, welches als Startpunkt fungieren sollte. Der große Parkplatz für Wanderer war leicht zu finden und aufgrund der Uhrzeit oder dem Feiertag (oder beidem) erfreulich leer. Ein Blick hinauf zeigte bereits den einen oder anderen Gipfel. Welcher davon wohl meiner sein würde? Aber genug getrödelt – Rucksack geschultert und losgestapft.
Die Beschilderung ist wirklich gut gelungen und so wandelte ich gleich auf dem richtigen Pfad. Eben jener bestand zunächst aus einem Forstweg, vorbei an den letzten Häusern und dann hinein in den Wald (Anm. d. Red. für meine Mitstreiter: Die Steigung würde ich in etwa so schätzen wie auch der Weg hinauf ab dem Alatsee.). Frohen Mutes ging es ein gutes Stück bergan – immer brav den Schildern nach – bis ein solches kam und mir verkündete, dass man hier weiter dem Forstweg folgen könnte oder aber auch den Steig durch den Wald benutzen könnte. Meine nächste Station sollte die Bucheralm sein – über den Forstweg in einer Stunde zu erreichen – über den Steig in 45 Minuten.
Steig klingt toll, Steig klingt landschaftlich viel reizvoller, also dann – rauf über den Steig. Einfache Kenntnisse der Geometrie reichen aus um zu erkennen, dass die gleichen Höhenmeter in weniger Zeit vermutlich auf eine etwas höhere Steigung hindeuten..und „Steig“ kommt nicht umsonst von „Steigung„. Aber wer nicht hören will muss fühlen. Der Weg war bestens und auch wirklich schön, aber halt auch sakrisch steil und felsig und wurzelig (Anm. d. Red: man stelle es sich in etwa wie den Abstieg von der Saloberalm vor nur halt nach oben.).
Aber es hilft ja nichts, man muss ja nach oben. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt quasi keine sonstigen Wanderer auf diesem Stück unterwegs – was mich zu folgendem Liedtext inspiriert hat:
„Ein Männlein steht im Walde und keucht ganz laut – es hofft dass ihm die Steigung nicht den Tag versaut – sagt, wer mag das Männlein sein – das da stapft über Stock und Stein – mit dem purpurroten Gesichtelein.“
Zum Glück hat auch der längste Steig irgendwann ein Ende und so erreichte ich tatsächlich irgendwann die Bucheralm. Dort habe ich mich allerdings nicht lange aufgehalten sondern zügig den Weg fortgesetzt. Meine mitgeführte Beschreibung des Weges verhiess mir „der weitere Anstieg geht jetzt deutlich steiler bergauf“…na wenn das nicht mal absolut super klingt. Und was soll ich sagen…es war tatsächlich so.
Man hatte mittlerweile den Wald verlassen und ein kleiner felsiger Steig wand sich steil den Hang hinauf was mich immer wieder zu kurzem Innehalten und Luftholen veranlasste. Das Ganze sah dann mittlerweile so aus:
Wer gerne hohe (teilweise bis zum einem halben Meter) Stufen erklimmt und auch ansonsten ein Fan von hoher benötigter Trittsicherheit ist der ist hier bestens beraten. Im Hintergrund sieht man bereits etwas einigermaßen spitzes und felsiges. Sollte das mein Ziel sein? Wie sich herausstellte war es das nicht aber immerhin hatte ich aufgrund des Feiertags musikalische Untermalung in Form von Kirchenglocken und Blasmusik welche man tatsächlich vom Tal bis hier oben hin hören konnte.
Die einsetzende Hitze wurde ein wenig dadurch gemildert, dass zwischendrin nochmal ein „kurzes Waldstück“ kommt. Kurz mag sein, allerdings auch steil. Ich würde sogar behaupten ich habe auch für das „kurz“ ein wenig länger gebraucht.
Immer weiter kämpfte ich mich mit immer weiteren Atempausen nach oben und dann war es soweit…Wegweiser. Offensichtlich konnte man von hier aus wahlweise zum Breitenstein über die zunächst flache Wiese am Sattel entlang gehen. Oder man macht gleich mit der Steigung weiter und nimmt noch den Gipfel des Bocksteins mit. Nun gut, wenn ich schonmal da bin…auf geht’s.
Der Anstieg zum Bockstein entpuppte sich glücklicherweise aber als relativ handzahm, vor allem was die Dauer betrifft und so hatte ich 15 Minuten später meinen ersten Gipfel:
Auch war von hier der Breitenstein, mein herbeigesehntes Ziel, bereits in Sicht, siehe hier:
Erstmal etwas durchatmen und die Aussicht geniessen. Aber lieber nicht zu lang, sonst fällt das Losgehen nur umso schwerer. Ich war schliesslich noch nicht am Ziel. Wieder gab es Auswahl. Entweder zurück zum Sattel und dann zum Breitenstein…oder aber den weit weniger ausgetretenen Pfad direkt hinüber. Da ich den Sattel ja bereits kannte entschied ich mich für den Pfad welcher prinzipiell auch gar nicht schlecht war aber aufgrund des „Wenig-Ausgetreten-Seins“ und den sehr dicht stehenden Nadelbäumen gab es gleich ein kostenloses Arm-Peeling dazu.
Nur noch ein bisschen bergauf und dann hatte ich ihn…den zweiten Gipfel des Tages. Allerdings war ich (oh Wunder) nicht der Erste wie man sieht:
Ziel erreicht. Erstmal etwas ausruhen, Brotzeit machen und die Aussicht geniessen. Alles in Nachbarschaft des Wendelsteins.
Jetzt aber genug geruht. Der Abstieg stand mir schliesslich auch noch bevor und wie sich herausstellte war dieser auch nicht ohne. Vorbei an der Hubertushütte geht ein steiler, felsiger stufiger Pfad zurück ins Tal. Erneut war Trittsicherheit gefragt. Zusätzlich musste man auch den stetig in höherer Frequenz auftauchenden entgegenkommenden Wanderern ausweichen. Dabei ist man auch auf ein interessantes Phänomen gestoßen. Treffen sich zwei Wanderer auf dem Weg dann wird nicht etwa „Hallo„, „Hi„, „Grüß Gott„, „Griasde“ oder ähnliches gesagt, nein, es ist immer „Servus„. Egal ob Männlein, Weiblein oder sonstiges…ein „Servus“ ist Pflicht. Zugegebenermaßen wird das spätestens nach dem 30sten Wanderer etwas ermüdend, so dass man dann irgendwann eine Metamorphose vom „Servus“ hin zum „“Sss-sss“ und über ein „HmmHmm“ bis zum grußlosem Stapfen durchmacht. Das ganze ist nicht zu letzt ja auch davon abhängig wieviel Luft man dafür noch übrig hat.
Der Weg ins Tal gestaltete sich zunächst jedenfall in etwa so (ja, auf Fotos wirkt das immer weit weniger steil und zerklüftet):
Ich für meinen Teil war jedenfalls sehr froh, dass ich den Anstieg auf der anderen Seite gemacht hatte..was mir auch die Blicke in die Gesichter der entgegenkommenden Wanderer verrieten und bestätigten. An dieser Stelle auch noch ein sinnvoller Hinweis welchen ich beobachten konnte…wenn man sich eh schon mit letzter Kraft bergauf schleppt und wissen will wie weit es wohl noch ist…nicht den Profi-Bergsteiger fragen der einem entgegen-gejoggt kommt…der sagt einem nur sowas wie „ist nur noch ne halbe Stunde, und ein super Weg„…ich persönlich hätte das glaube ich ein Kleinwenig anders formuliert.
Nachdem der felsige und stufige Teil dieses Abstiegs dann geschafft war ging das Ganze dann wieder in einen Forstweg über, welcher sich mit ziemlichem Gefälle in Serpentinen nach unten schlängelte…eine kleine Unterschenkel-Knie-Challenge, da es auf diese Weise dann den kompletten Weg nach unten, vorbei an der Kesselalm, bis ins Tal weitergeht.
Wieder am Auto angekommen habe ich mich dann erstmal ganz in Ruhe angelehnt, genüsslich was getrunken und Bilanz gezogen:
- 800 Höhenmeter rauf und wieder runter…schon ordentlich
- in etwa auch 800 Liter Flüssigkeit verloren dabei…na gut, ok
- 4 Stunden 45 Minuten inklusive Pausen bei veranschlagten 4,5 Stunden…damit kann ich leben
- wunderbares Wetter, tolle Aussicht…perfekt
Alles in Allem ein sehr anstrengender aber dennoch sehr schöner Tag. Ich kann es nur empfehlen.
Ein paar kleine Impressionen noch und dann höre ich auch auf, versprochen.
Ok, das letzte Bild könnte auch ein Hintergrund für Windows XP sein aber ich schwöre das war wirklich so…wäre auch viel zu steil für ein XP: