Freitag, der 03.07.2015 … Wandern? … oder Baden gehen? … oder doch Wandern? … oder doch Baden gehen? … Ach was solls … ich gehe wandern, so! Ein Blick auf die Wettervorhersage offenbart Hitziges.
Problem: 35 Grad im Schatten, das heisseste Wochenende seit Beginn der Wetteraufzeichnungen naht
Lösung: den Wecker auf 4:00 Uhr morgens stellen
Nachdem ich mich dann also um 4:15 Uhr aus dem Bett gequält hatte wurden die Sachen gepackt und wieder einmal ging es ab auf die Autobahn. Dieses mal endgültig so früh, dass noch sehr wenig Verkehr war und deshalb fiel auch die kleine Vollsperrung für Bauarbeiten nicht weiter ins Gewicht. Heute war das Ziel die Ortschaft Grassau um von dort aus die Hochplatte Chiemgau zu erklimmen, eine Tour die mir einen ganzen Höhenkilometer versprach.
Erstaunlicherweise war ich heute nicht der Erste auf dem Wandererparkplatz, so dass die Parklückensuche nicht so entspannt war wie beim letzten mal, aber … ich sage mal „immer noch machbar“.
Ab hier folge ich erstmal der Teerstraße bergauf um zum „Strehtrumpf“ zu gelangen, dem eigentlichen Startpunkt meiner Tour. „Strehtrumpf“ ist im Ãœbrigen ein furchtbares Wort, wie oft ich das schon allein in Gedanken falsch ausgesprochen habe … meistens kam irgendwas mit „Strumpf“ heraus.
Ich jedenfalls lasse den „Strumpf“ links liegen und steige weiter auf dem Forstweg auf. Ein ausgesprochen schöner Forstweg und ich muss sagen … schon jetzt ist es weit entfernt davon kühl zu sein, mag aber auch daran liegen, dass sich kein Lüftchen bewegt hat. Aber noch ist alles im grünen Bereich.
Der Forstweg lässt sich gut begehen, mal flacher, mal etwas steiler, sich im weiteren Verlauf eher zu einem Wald-Wanderweg mit Steig-Elementen verwandelnd. Nachdem ich ein gutes Stückchen hinter mich gebracht habe erreiche ich meinen ersten Wegpunkt, die Hefter-Alm. Dort werde ich von so einigem Vierbeinigen begrüßt und begegne auch dem Ersten der sehr wenigen Menschen die ich die gesamte Tour über treffe (und selbst der war kein Wanderer sondern gehörte zur Alm).
Bei der Alm gehe ich quasi mittendurch und steige ohne Aufenthalt weiter, jetzt wieder auf einem Wirtschaftsweg. Der Wald und die Bäume haben sich temporär verabschiedet aber noch ist die Sonne erträglich. Unmittelbar nachdem ich losmarschiert war hatte man schon gute Aussicht aber spätestens jetzt bleibe ich immer wieder mal stehen, halte inne und geniesse den Ausblick.
Es dauert nicht lang und ich gelange wieder in waldigere Gefilde. Vorbei am Erlebnis-Waldpfad Staffn stapfe ich stetig empor. Der ganze Weg ist gut beschildert und stimmt mit meiner Wegbeschreibung überein, so daß nur selten Verwirrung aufkommt.
Wann I mit meiner Wampn kannt dann gangat I auf’d Kampenwand. Des werd aba ned geh … dann nimm I hoid die Hochplatt-e.
Jetzt wird es deutlich steiler. Meine Wegbeschreibung äussert sich nicht weiter dazu. Ich vermute jedoch wenn sie es täte dann würde sie bestimmt wieder „mässig steil“ behaupten. Es handelt sich wieder um einen steinigen Waldsteig, wirklich schön gelegen, aber durchaus bergauf und das sehr stetig.
Wenn man das jedoch hinter sich gebracht hat wird man mit einer umso besseren Aussicht belohnt. Ein kurzes Stückchen darf man sich sogar erholen denn es geht auch mal eben dahin bzw. gibt es sogar kurze Bergab-Passagen auf die natürlich auch wieder ein Gegenanstieg folgt. Letzten Endes landet man wieder auf einem Forstweg und ab jetzt ist Schluss mit Erholen, es geht wieder stetig bergan bis man den Scheitelpunkt des Weges erreicht.
Ich finde wie mir beschrieben wurde einen Wegweiser der mir sagt „Hochplatte 30 Minuten“. Für das letzte Stück prophezeit meine Beschreibung mir jetzt auch „anfangs mässig steil, danach steil bis zum Gipfel“ … ich bin gespannt.
„Mässig steil“ ist erstmal kein größeres Problem, das ist letztendlich auch nicht großartig anders als der Waldsteig den ich heute schon hatte. Ich passiere ein Waldstück und betrete einen letzten Wiesen-Abschnitt. Von hier aus trennt mich nur noch ein letzter Anstieg durch Latschenkiefer-Gehölz vom Gipfel … aber wo ist der Weg?
Als ich mit meinem Blick meinem Weg-Verlauf folge sieht das irgendwie gar nicht nach Weg aus. Vielmehr sieht es aus als hätte da ein Geröll-Abgang eine Schneise in die Latschen geschlagen. Sollte das mein Weg sein? … Ja, es sollte.
Jetzt weiss ich also auch was mein werter Wegbeschreibungs-Schreiber als steil bezeichnet. Blanker Fels mit einer Steigung von … ich schätze mal gute 45 Grad. Wenn man beim Kraxeln vor sich greifen kann und sich mit der Hand am Fels abstützen kann um besseren Halt zu haben dann ist es steil.
Immer wieder sage ich mir dass es jetzt ja nicht mehr weit sein kann. Und natürlich hat auch dieser Weg schliesslich ein Ende denn zwischen den Latschen taucht es langsam vor mir auf …. das Gipfelkreuz.
Sonne. Hitze. Blanker Fels. 1 Höhenkilometer. Ich habe es geschafft. Jetzt erstmal was trinken, Bifi essen und Geniessen.
Ein weiter Vorteil dieses Gipfels ist, dass er zumindest heute sehr wenig besucht ist. Die meiste Zeit habe ich den Gipfel für mich alleine und kann mich ganz in Ruhe vom Aufstieg erholen. Nur kurz habe ich Gesellschaft von zwei, dem Dialekt nach, fränkischen Damen die eigentlich auf die Kampenwand wollten und wohl irgendwie auf dem falschen Gipfel gelandet sind. Ganz begeistert schienen sie nicht über die Tatsache, dass sie eine Stunde Marsch in die falsche Richtung gemacht hatten … „Wenn I des gwusst hätt dann hätt ich mir die Kraxelei hier rauf gspart“. Sie haben sich aber wacker auf den Rückweg gemacht und kurz darauf beginne auch ich wieder mit dem Abstieg.
Heute handelt es sich um eine Rundtour, das heisst runter vom Gipfel und dann biege ich in die andere Richtung ab und folge weiter dem Forstweg des Anstiegs. In langen Serpentinen geht es bergab, vorbei an der einen oder anderen Alm bis zum meinem nächsten Wegpunkt … der Staffnalm.
Diese zeichnet sich vor allem durch eines aus … einen Sessellift.
Der Gedanke mag verlockend sein aber ich laufe trotzdem darunter hindurch und folge meinem Weg. Ein Sessellift würde das „1 Höhenkilometer“-Erlebnis doch schon sehr schmälern. Einen Grund nochmals zu Rasten gibt es dennoch denn auch hier gibt es einen Startpunkt … diesmal nicht für Gleitschirme sondern für Drachenflieger. Wie es der Zufall will scheint auch mein Timing perfekt zu sein, denn obwohl eigentlich keine Menschenseele unterwegs war, ein Flieger war vor Ort und ist just in diesem Moment sogar noch gestartet.
Weiter geht es bergab. Hier muss ich nochmal aufpassen. Wieder spricht meine Wegbeschreibung von „steil“. Diesmal ist der Schotterweg gemeint welcher sich in engen Serpentinen steil den Berg hinunter windet. Dank dem Schotter muss man hier wirklich konzentriert sein und aufpassen wo man hintritt, kommt der Schotter mal ins Rutschen dann gehts sehr zügig bergab.
Zum Glück geht das nicht allzu lang so. Bald wird es wieder flacher und wieder habe ich Gelegenheit die Mädels zu begrüssen.
Das sollte die letzte Alm auf meiner Tour gewesen sein. Kurz darauf biege ich wieder auf einen Wald-Wanderweg ab, der zwar noch ein gutes Stück geht, mich aber stetig wieder dem „Strumpf“ näher bringt.
Ich folge also dem Waldweg immer weiter und bezwinge noch den einen oder anderen „reissenden Wildbach“ der meinen Weg kreuzt.
Eine Serpentine folgt der Nächsten, solange bis ich schliesslich wieder die Teerstraße erreiche welche mich zurück zu meinem Auto führt. Nochmal durchatmen, Flüssigkeitsverluste ausgleichen und dann geht es wieder ab nach Hause.
Die Rückfahrt an sich war unspektakulär aber hat elendig lang gedauert. Zum einen wegen dem Monsterstau auf der A8 nachdem ein LKW die Mittel-Leitplanke durchbrochen hatte und zum anderen weil aufgrund von Blow-Up-Gefahr die ganze A92 auf 80 km/h begrenzt ist.
Fazit:
Die Hitze war kein Problem. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt und es war erträglich. Beim Abstieg ist die Sonne nicht ganz so tragisch und es gab sowohl das eine odere andere schattige Waldstück als auch die eine oder andere frische Brise je weiter oben man war. Mit ausreichend mitgeführtem Flüssigkeitsproviant, einem Hut zum Schutz gegen Hitzkopf war mein Höhenkilometer sehr gut machbar, sehr aussichtsreich und alles in allem sehr empfehlenwert. Allein der Weg war in Sachen Panorama und Abwechslung auf jeden Fall der Beste bisher. Auch sind Rundtouren ganz pauschal schon mal ein großer Vorteil denn man muss nicht zweimal den gleich Weg gehen sondern sieht die ganze Tour über immer etwas Neues.
Zum Abschluss noch das eine oder andere Bild von dem von mir so gelobten Ausblick.