Kann es ein guter Artikel werden, wenn man sich gleich zu Anfang entschuldigen muss? Ich weiss es nicht, aber ich probiere es mal:

Sorry, Herr Westhauser. Aber der Titel passt einfach und sie wollen ja auch wieder in die Riesendingschachthöhle absteigen – also bitte nicht böse sein.

Entschuldigung liebes Fichtelgebirge für alle blöden Witze und Sprüche. Du bist zwar nicht so hoch wie die Allgäuer Alpen, aber ich konnte lernen, dass es nicht nur auf die Höhenmeter an kommt. Witze mache ich zwar weiter – damit musst du klar kommen – aber jetzt weiss ich wenigstens auch von was ich rede.

Auf geht’s also auf die ersten Gipfel des Fichtelgebirges:

Anlässlich des 30sten Geburtstags meines Schwagers verbrachten meine Frau und ich ein Wochenende in ihrer Heimat im Fichtelgebirge.

Von Anfang an planten wir den Samstag ein, um eine Tour auf einen der zwölf Gipfel zu unternehmen. Nur welchen?

Es gibt ja gleich zwölf wo man drauf könnte. Ich brachte öfter den Einwand „Ist doch egal, mit einem fangen wir halt an.“ Worauf als Antwort kam „Aber welchen? Wir wissen ja nicht wo los laufen?“ – Auch Schwiegermutter war keine besonders grosse Hilfe „Ich war da mal, aber das ist schon sooooooo lang her.“

Es wurden also Karten gesucht und gekauft und dann entschlossen wir uns als ersten Gipfel die Kösseine zu ersteigen.

Die Kösseine ist ein Hausberg bei Wunsiedel und so entschlossen wir uns auf die Luisenburg zu gehen und durch das Felsenlabyrinth auf die Kösseine zu steigen.

Die Luisenburg ist uns schon vertraut, da wir dort unsere Hochzeit feiern konnten und es war schön in gemeinsem Erinnerungen zu schwelgen. „Schau, da sind wir für das und jenes Foto gestanden“

Eingang Felsenlabyrinth

Eingang Felsenlabyrinth

Am Felsenlabyrinth angekommen entrichteten wir unseren Eintritt von 4.50 Euro / Person, den ich im nachhinein als ein klein wenig zu teuer empfinde.
Kurz nach dem Eingang wird man schon um die ersten grossen Felsen herum bugsiert und ich wunderte mich schon, wie es sein kann, dass dort Besucher mit Flip-Flops, Badelatschen, offenen Sandalen und Birkenstock ĂĽber die Felsen schlappen wollten.

„Ohne Schlappen über Felsen tappen! „ -> vielleicht sollte ich den Spruch an die Leitung des Labyrinths verkaufen?

Aber wir hatten natürlich unsere Bergstiefel samt Rucksäcken dabei und konnten geschwind wie die Gamsen über die Felsen huschen. Sehr steil ist es da nicht, aber mit den vielen Felsen fühlte ich mich da bislang alpiner als auf den Touren, die ich bis zu diesem Zeitpunkt in den Allgäuer Alpen erlebte.

Felsenlabyrinth Blauer Pfeil

Felsenlabyrinth Blauer Pfeil

Und dann kam sie: Die erste „Spalte“ – gebildet durch drei grosse Felsen – je einer links, einer rechts und der dritte oben drauf.  Gleich nach der Spalte ging es eine steile Treppe nach oben und wir fanden es durchaus witzig – auch weil die ersten Beschlappten aufgeben mussten. „Oma kann nicht weiter. Ich habe die falschen Schuhe an.“ Vier Euro fünfzig für ein entäuschtes Enkelkind, auch nicht schlecht.

Wir kletterten also weiter um und über die Felsen durch den Wald leicht nach oben, als wir oberhalb von Wunsiedel auf einen kleinen Aussichtspunkt stiessen. Der Blick war schon „nett“.
Noch netter wurde es aber im Anschluss…
Einmal kurz eine Kehre nach unten und gelernt, dass die blauen Pfeile „hinauf“ und die roten „hinunter“ bedeuten und schon standen wir vor „dem Loch“ oder einer Felsspalte wo ich durch sollte -also ich…

Es war eng, es war dunkel und ich sah nicht wo es hingeht und wie es weitergeht. Bevor ich aber noch meine Bedenken äussern konnte war meine Frau schon von ihm verschluckt worden.
Sie war einfach furt und hinter ihr her kamen noch zwei, drei oder 25 Gruppen, so dass sie warten musste und ihrerseits nicht durch das „Loch“ zurück kam.

Ich tigerte also vor dem Loch hin und her und sah einen nach dem anderen in ihm verschwinden. Zwei oder drei machten an der Stelle kehrt, alle jammerten und ich tigerte.
Ich suchte sogar einen Weg über die Felsen und musste dann einem Pärchen niedergeschlagen verkünden, dass es diesen nicht gäbe.

Vor meinem geistigen Auge sah ich schon die Schlagzeilen:

„Rettungseinsatz im Felsenlabyrinth“
„Fichtelgebirgsbergwacht rückt zum ersten Einsatz seit 20 Jahren aus“

der Beste war aber – entschuldigen Sie mich bitte noch einmal Herr Westhauser –

„Riesending im Schacht stecken geblieben!“

Also ich das so durchging, nahm ich all meinen Mut zusammen und wagte mich an das Loch. Ich fiel auf die Knie in den feuchtnassen, schlammigen Boden unter dem Loch und kroch mit Allrad-Hilfe nach vorne. Links, rechts und oben an dem Fels kratzend –aber ich kam durch und wusste gar nicht, dass ich so klaustrophobisch bin.
Auf der anderen Seite wartete meine Frau und wir einigten uns darauf, dass wir uns vor solchen Stellen in Zukunft bisl besser absprechen.

Mit dreckigen Beinen gingen wir also weiter und passierten noch die eine oder andere ekelhafte Stelle – mal mussten wir uns seitlich durchquetschen, mal musste der Rucksack vorher durch, aber alles in allem klappte es dann doch und wir standen oben am Burgstein.

Gipfelkreuz Burgstein

Gipfelkreuz Burgstein

Kurz zuvor begann es heftig zu regnen, was jedoch in dem Wald und zwischen den Felsen nicht zu sehr störte, aber es gab uns Gelegenheit unsere Regenklamotten zu testen.
Mit dem Poncho übergestriffen erklommen wir also den Burgstein – mein erstes Gipfelkreuz in diesem Blog! Ja und man sieht es dem Foto nicht an. Aber es hat tatsächlich 2 Minuten vorher geschüttet!
Vom Burgstein konnte man einen schönen Blick über das Fichtelgebirge im Sonnenschein werfen – die Regenbruchwolke direkt über uns tröpfelte noch etwas beleidigt.
Wir zogen wieder von dannen und stellten uns etwas weiter unten vor einen geschützten Felsvorsprung um in der Karte zu eruieren, wo es denn zur Kösseine geht.
„Naja, irgendwo hier halt – müssen wir halt auf Wegweiser schauen.“
Wir gingen also den roten Pfeilen weiter nach unten und schauten auf Wegweiser. Wir kletterten über riesige Felsen und befestigte Treppen immer weiter nach unten und plötzlich sahen wir das Schild „Ausgang“ – hmpf….

Draussen fragten wir einen Zausel, wie es denn zur Kösseine geht und er antwortete „Entweder durchs Felsenlabyrinth oder ihr geht jetzt an der Luisenburg entlang den Weg hinter. Ist auch nicht viel länger.“
„Da kommen wir doch her! Ist da ein Schild irgendwo?“ „Ja, oben am Burgstein.“

Wir haben es also mal wieder geschafft…. Im grossen Regen, haben wir das Schild nicht  gesehen. Ich zweifle ja schon langsam an mir ob ich das jemals auf die Reihe kriege.

Nachdem ich schon reichlich dreckig war und die Riesendingschlagzeile noch allzu präsent war, entschlossen wir uns „untenherum“ zu gehen.
Dort gab es eine Unmenge an Schildern.  Die Schilder H-Haberstein und X-Kösseine zeigten beide in die selbe Richtung und wir folgten ihnen auch treuseelig. Hab ich eine andere Wahl?
Während der Weg nicht sehr steil aber stetig bergan führte und wir über Wurzeln und grosse Findlinge steigen mussten, überlegten wir ob der Burgstein tatsächlich zu den 12 Gipfeln gehörte, die wir überqueren mussten.

Wegweiser Haberstein

Wegweiser Haberstein

Nach ca. 2km standen wir wieder vor einem Wegweiser: rechts ging es nach 200m zum Haberstein und links nach 2.5km zur Kösseine.
Wir wollten den Haberstein noch sehen und mussten gleich wieder ein paar grosse Felsen hoch klettern. Das Problem bei den Dingern war, das die alle so rund sind. Wie riesengrosse Kiesel, aber nicht schroff und kantig, so dass man eigentlich nichts zum Greifen, sondern nur zum AbstĂĽtzen hat.

So sah dann auch der Haberstein aus: Wie ein Steinturm am Strand – nur grösser. So gross, dass man dort Treppen anbringen konnte, die nach oben führten und da zeigte sich das nächste Problem: Die Plattform oben war so ca. 4m² gross und mit einem kleinen Geländer eingefasst.
Aber ohne das Geländer wäre es bei uns wohl nicht gegangen. Es war doch schon ein sehr mulmiges Gefühl , der Ausblick aber wirklich schön und im Hintergrund sahen wir die Kösseine.

Haberstein Gipfelkreuz

Haberstein Gipfelkreuz

Der starke Wind tat sein ĂĽbriges. Wir machten also noch ein paar kurze Fotos und schauten dann, dass wir wieder runterkamen. An der Schwindelfreiheit und der somit verbundenen Trittsicherheit mĂĽssen wir glaub ich noch arbeiten.

Wieder an dem Abzweig zur Kösseine angekommen, schauten wir kurz auf die Uhr. Es war bereits nach 14 Uhr und wir waren schon über 3.5h unterwegs. Da wir noch Martinas Großeltern besuchen wollten, entschlossen wir uns die 2.5km zur Kösseine nicht mehr anzugehen, da wir uns auch noch auf die Geburtstagsfeier meines Schwagers vorbereiten mussten.

Wir gingen also in ca. 30 Minuten wieder zurück zum Auto. Ich wusste nicht so recht, ob ich mich freuen oder weinen sollte. Gut, wir hatten 2 Gipfel erklommen, aber wir wollten zur Kösseine und wir wollten anfangen die 12 Gipfel  zu besteigen. Aber hatten wir das jetzt geschafft? Zumindest die Kösseine nicht.
Trotzdem nahmen wir auf dem Rückweg ein paar Granitbröckchen für unsere Sammlung mit und stärkten uns später mit einer Wurstsemmel bei Martinas Großeltern.
Ich wollte dann noch kurz ein Panorama in Röslau vom Zwölfgipfelblick machen, was allerdings aufgrund des starken Windes und der Tatsache, dass man von dort zwar alle Gipfel sieht, aber nicht fotografieren kann nicht funktonierte. Da steht einfach immer irgendwas im Weg!

Aaaaaber: Da oben ist natĂĽrlich auch eine Karte und was steht auf der Karte drauf?
Jawoll! Sowohl der Burgstein, als auch der Haberstein zählen zu den zwölf Gipfeln. Somit haben wir also die ersten beiden der zwölf Gipfel in der Heimat meiner Frau erreicht, dokumentiert und können hinter den Burgstein und den Haberstein einen Haken setzen!

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Impressionen:

Linksammlung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Burgstein_(Fichtelgebirge)
https://de.wikipedia.org/wiki/Haberstein_(K%C3%B6sseine)
http://wunsiedel.de/tourismus/felsenlabyrinth-luisenburg/
https://de.wikipedia.org/wiki/Luisenburg-Felsenlabyrinth